KOTR schrieb am 10.11.23 um 19:59:43:Die Frage ist, was eine BoP erreichen soll?
- Ein möglichst enges Rennen bei jeder einzelnen Veranstaltung?
- Oder einen möglichst ausgeglichenen Wettbewerb über die gesamte Saison mit ihren unterschiedlichen Streckentypen?
Das sind zwei sehr verschiedene Dinge, weil das erste theoretisch bedeutet, daß bei jeder Veranstaltung die Unterschiede bei den Fahrzeugen, mit ihren teilweise sehr unterschiedlichen Konzepten eliminiert werden müßten, und das zweite, daß man zulässt, daß manche Konzpte auf manchen Strecken besser funktionieren, andere auf anderen Strecken. Da muß man dann gucken, daß die BoP (mit möglichst wenigen Anpassungen im Saisonverlauf) das so aussteuert, daß von der Performance her theoretisch am Ende der Saison noch jeder im Topf ist. Geht aber nur mit guten Daten.
Das Problem bei ersterem Ansatz ist allerdings, daß an einzelnen Strecken die Unterschiede manchmal so signifikant sein können, daß sie selbst mit einer harten BoP-Keule manchmal nicht kompensiert werden können. Als Beispiel kommt mir Oschersleben in den Sinn, das bei den GT3 traditionell immer Audi-Land war.
So richtig werd ich mich wohl nie mit dem Zeug anfreunden können, weil es für mich immer so ein Geschmäckle des gesteuerten Wettbewerbs behalten wird.
Du sprichst da ein interessantes Thema an. Ich denke, man versucht den ersten Ansatz und scheitert dabei regelmäßig (nicht nur in der WEC). Da man den ersten Ansatz versucht, schließt sich dann aus, dass man den zweiten Ansatz noch erfolgreich durchführen kann. Und damit hat man dann stellenweise ein BoP-Chaos wie z.B. in der DTM diese Saison.
Ich finde ehrlich gesagt den zweiten Ansatz reizvoller, da so die Autos ihre Charakteristik behalten, was aber auch bedeutet, dass gewisse Modelle auf gewissen Strecken chancenlos sind. Die Hersteller müssen sich entscheiden, ob sie ein Auto für
- schnelle Strecken mit lang gezogenen, schnellen Kurven
- winklige, eher enge Kurse oder
- einen Allrounder bauen
Der erste Ansatz führt übertrieben gesagt dazu, dass die Hersteller einfach irgendwas bauen können, den Rest richtet dann die BoP.
Der Vorteil ist, dass sich enge Rennen medial besser verkaufen lassen, als wenn ein Fabrikat alles in Grund und Boden fährt.